Freiluft-Kunst in Frankreich erleben

130 Meter lang und aus Aluminium - die „Serpent d’Océan“.
130 Meter lang und aus Aluminium - die „Serpent d’Océan“. Foto: Destination Côte Atlantique, Farid Makhlouf

Freiluft-Kunst in Frankreich besichtigen und den Familienurlaub am Strand genießen – das geht am Atlantik sehr gut. Sind die Kinder schon größer, lernen französisch und interessieren sich sogar für Kunst? Dann lässt sich der Strandurlaub an der französischen Atlantikküste wunderbar mit der kulturellen Neugierde verbinden.

Ein Pullover und ein Darm - Beton-Kunst in Saint Nazaire.
Ein Pullover und ein Darm – Beton-Kunst in Saint Nazaire. Foto:  Farid Makhlouf
Gigantisches an der Mündung der Loire

Westlich von Nantes öffnet sich der Fluss Loire und fließt schließlich in den Atlantik. Nördlich der Mündung liegt Saint-Nazaire. Die verrückten deutschen Nazis unterhielten in den 1940ger Jahren eine U-Boot Basis, so dass der Ort im Kriegssverlauf heftig bombardiert wurde. Heute ist Saint Nazaire ein schöner Ort für den Urlaub, an man die Wahl hat zwischen vielen Buchten und über 20 Stränden. Die Autodidakten Daniel Dewar und Grégory Gicquel schufen im Becken des Vorhafens direkt am Wasser etwas eigentümliche Beton-Kunst. Einen sieben Meter hohen Fuß, einen überdimensionierten Pullover und – man glaubt es kaum – einen riesigen menschlichen Darm. Die Werke sollen die moderne Zivilisation symbolisieren, die den Elementen der Natur ohne Schutz ausgeliefert sind.

Die 14.000 Einwohner Gemeinde Saint-Brevin liegt gegenüber an der südlichen Loire-Mündung. Die Sandstrände des Ortes sind zusammen neun Kilometer lang. Reizvoll sind auch die bewaldeten Dünenlandschaften, die hinter den Stränden liegen. Hier schuf der chinesische Künstler Huang Yong Ping das erstaunliche Kunstwerk „Serpent d’Océan“, was ‚Schlange des Ozeans‘ bedeutet. Die Schlange ist eigentlich ein Schlangen-Skelett, 130 Meter lang und aus Aluminium gefertigt. Faszinierend ist, dass die Schlange bei Flut vom Meer überspült wird, bei Ebbe jedoch frei am Strand liegt. So handelt es bei der „Serpent d’Océan“ um ein Kunstwerk, dass sich täglich wandelt und immer wieder neue Ansichten ermöglicht.

Freiluft-Kunst in Frankreich - ELLA & PITR am Carreau in Bayonne.
Freiluft-Kunst in Frankreich – ELLA & PITR am Carreau in Bayonne. Foto: M.Prat
Street Art im baskischen Ort Bayone

Dort wo der Fluss ‚Adour‘ in den Antlantik mündet, findet man die 50.000 Einwohner Stadt Bayone. Rund um die Kathedrale Notre Dame liegt der baskische Ort mit seinen vielen historischen und farbenfrohen Häusern.

Die Altstadt ist mit baskischer Architektur und Fachwerk erschaffen und über 80 Street-Art-Werke verleihen ihr einen kräftigen Hauch von Modernität. Die Arbeiten „Tide“ von Nevercrew, „Vera Primera“ von Mantra oder „Garaipena“ von Sismik & Azot sind allein aufgrund ihrer Dimensionen nicht zu übersehen.
Der Künstler C215 hingegen greift stets auf die gleiche Farbpalette zurück, wenn er die drei Seiten der gelben La-Poste-Briefkästen mit den Antlitzen von Menschen und Tieren schmückt. Auch der Filmschauspieler Serge Gainsbourg kann sein Antlitz jetzt auf einem der Briefkästen entdecken.
Jährlich im Oktober lädt die Künstlervereinigung „Spacejunk“ zum Festival „Point de Vue“. Dann treffen sich internationale Street-Art-Koryphäen und junge Nachwuchskünstler in der Stadt zwischen Adour und und dem Zufluss Nive.

Der heilige St. Georg und sein Hausdrache - Fleuft-Kunst von Stefan Rinck im Wald der zeitgenössischen Kunst.
Der heilige St. Georg und sein Hausdrache – Freiluft-Kunst von Stefan Rinck im Wald der zeitgenössischen Kunst. Foto Wikimedia
Ein Wald der zeitgenössischen Kunst

Südlich von Bordeux befindet sich der 315.000 Hektar große und wunderschöne Naturpark des Landes Gascone. Und in ihm findet man den „Forêt d’Art Contemporain“, den Wald der zeitgenössischen Kunst. Hier stehen unter freiem Himmel 22 Kunstwerke, die alle einen Bezug aufweisen zu den Landschaften und der Historie des westlichen Frankreich. Die Kunstwerke sind auf einer großen Fläche verteilt und man sollte durch die schöne Natur zu ihnen wandern. Man kann von Sabres aus starten oder man wandert von Mont-de-Marsan los und erreicht so nach gut 40 Minuten das Kunstwerk „La Sauveté de Garbachet“ von Christophe Doucet. Die am Projekt beteiligten Künstler werden von Kuartoren ausgewählt und erhalten zumeist ein Stipendium für einen längeren Aufenthalt in der Region. Mit dabei war auch der deutsche Künstler Stefan Rinck, der 2021 in Belis zwei Steinskulpturen für die Freiluft-Kunst in Frankreich erschuf – den heiligen St. Georg und seinen Hausdrachen.

Wundervolle Architektur in Arcachon.
Wundervolle Architektur in Arcachon. Foto G. Cassiau
Arcachon – kunstvolle Architektur

Auch Architektur ist Kunst unter dem freien Himmel. Und die lässt sich wunderbar in Arcachon westlich von Bordeux bestaunen. Arcachon startete als unbedeutender Fischerort. 1853 aber wurde eine Casino am Strand eröffnet und die Gemeinde entwickelte sich zu einem Ferien- und Badeort. Menschen mit viel Geld kamen hierher, um die durch das Meer und die vielen Pinien gute Luft zu atmen. Ihr Ziel war es, die Tuberkolose zu heilen. So entstand auf einer Anhöhe die „Ville d’Hiver“, ein Stadtteil bestehend aus 300 Villen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Gotische Herrenhäuser, Prachtbauten im Chalet-Stil oder maurische Pavillons stehen hier.

Der Besucher sieht viele verzierte Balkone, sehr spezielle Dachkonstruktionen und reichhaltige bepflanzte Gärten.
Dabei haben einige der extravaganten Gebäude sogar eigene Namen erhalten: Teresa, Toledo, Brémontier, Trocadero, Alexandre Dumas, Bayard und Athena würden die Häuser getauft. Das historische Viertel von Arcachon ist es wert, mit Audioguide oder einem Stadtführer besichtigt zu werden. 150.000 Menschen reisen jährlich nach Arcachon – auch um die tollen Sandstrände am Atlantik zu genießen.

Freiluft-Kunst in Frankreich wo einst die Nazis waren

Die deutschen Nazis als Besatzer Frankreichs hatten einen 2.600 Kilometer langen Wall entlang der Atlantikküste errichtet. Er zog sich vom Nordkap in Norwegen über

Bemalte ehemalige Bunker in La-Tranche-sur-Mer.
Bemalte ehemalige Bunker in La-Tranche-sur-Mer. Foto: Fabrice Rault

Dänemark, die Niederlande, Belgien bis hinunter nach Frankreich. Er sollte die Invasion der alliierten Streitkräfte verhindern. Noch heute sieht man an vielen Stellen der französischen Atlantikküste die Überbleibsel des gigantischen Bauwerks.

So auch im Küstenort La-Tranche-sur-Mer, der nördlich von La Rochelle liegt. Die ehemaligen Bunker, die teilweise von Dünen und Steinen bedeckt sind, waren viele Jahre dem Meer, der salzhaltigen Luft, den Winden ausgesetzt. Am „Plage du Phare“, dem ‚Strand des Leuchtturms‘ wurden viele der Bunker von lokalen Künstlern verziert und bemalt. Damit ist dieser Ort heute ein Zeugnis der Geschichte, der Gegenwart und der Kunst. Von ihm aus hat man auch einen schönen Blick zur Insel „Île de Ré“.

Graffiti im Viertel Gabut von La Rochelle.
Graffiti im Viertel Gabut von La Rochelle. Foto: Baptiste Rannuo,
La Rochelle Graffiti und Wandmalerei

Einen Hauch von Skandinavien kann man in La Rochelle erleben. Gelb, rot und blau gestrichene Holzhäuser erinnern an die Architektur der Nord-Länder. Im Stadtviertel Gabut zwischen dem Turm Saint-Nicolaus und der Hebebrücke liegen brache landwirtschaftliche Flächen, auf denen sich die Häuschen befinden. Es handelt sich um ehemalige Lager und Werkstätten einer nicht mehr existierenden Schiffswerft. Sie dienen heute als Leinwand für Graffiti-Kunst und Wandmalerei. Die „Brache von Gabut“ ist heute ein kreativer und offener Raum – der größte für urbane Ausdrucksformen in einem Stadtzentrum in Frankreich.
Die Hafenstadt La Rochelle hat rund um den alten Hafen eine schöne Altstadt, durch die zu bummeln und zu schlendern sich allemal lohnt. Die im Mittelalter gegründete Stadt mit ihren vielen Gassen versprüht dabei ihren ganz eigenen französischen Charme.

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Frankreich: Im Familienurlaub am Atlantik Traditionen erkunden

Und hier Angebote für Euren Familienurlaub an der französischen Atlantikküste

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